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Radrundfahrt Südwestdeutschland
in 1983
(Originaltext von 1983)
1. Tag - Montag, der 08.08.
Abfahrt von Herbertshofen um 7.00 Uhr. Über Erlingen machte ich mich auf die beschwerliche - 1100
Kilometer geschätzte - Reise. In Biberbach holte mich dann noch meine Mutter mit dem Auto ein und
gab mir die vergessenen Bananen. Nach Wertingen hin war es noch recht nebelig und kalt. Dort traf
ich auch die ersten beiden Radler. Bei Grundremmingen machte ich meine erste Frühstückspause, und
allmählich kam auch die Sonne durch. Die alte Strecke durch Günzburg und Leipheim entlang nach
Neu-Ulm war nicht unbedingt langweilig. Erst traf ich bei einer Verschnaufpause einen 11-jähringen
Jungen, mit dem ich mich nett unterhielt. In Neu-Ulm quälte ich mich mit einer vierköpfigen Gruppe
durch ein WIRRWARR von Auto- und Schnellstrassen. Dabei hätte ich mich beinahe verfahren.
Schließlich fand ich doch noch die Strecke nach Biberach und als sich herausstellte, dass es wieder
eine Autostrasse war, musste ich mich - noch ohne Karte - durch die ganzen kleinen Orte quälen.
Auf einem Rastplatz der anliegenden Schnellstrasse machte ich dann meine große Mittagspause. In
Biberach (endlich) aber schon um 2.00 Uhr fand ich schnell die Jugendherberge. Sie lag anmutig an
einer anliegenden Anhöhe. Als Neubau machte sie einen netten Eindruck und ich fand sie vor allem
dadurch, dass gerade eine größere Gruppe Schüler da war, und dass nicht gerade leise.
Erst habe ich die Sachen abgestellt und bin dann in das naheliegende Freibad gegangen. Danach war ich
noch in der Altstadt und auf der gegenüber liegenden Burg. Während der Anmeldung lernte ich noch
eine 11-Mann-Frauen-Gruppe kennen, mit denen ich noch in der Stadt war. Wir hatten vereinbart,
zusammen, meiner Tour folgend neben den Hauptstrassen, bis hinter Ravensburg zu fahren. Am Abend war
es dann noch recht nett und wir mussten auch öfters Felix I, eine kleine Katze aus dem Zimmer werfen.
N A C H T - gefahrene Kilometer: 118 - Zeit: 6h 50min (incl. Pausen)
2. Tag - Dienstag, der 09.08.
Nach einer ansonsten ruhigen Nacht gab es ein reichhaltiges Frühstück. Das Aufpacken war etwas
konfus, da wir zu zwölft waren. Etwa nach 15 Kilometern (bei Muttensweiler) habe ich mit einem
Mädchen der Gruppe das Rad getauscht, weil sie mit Ihrem 3-Gang-Rad kaum noch mitkam.
Danach ging es dann einiges besser weiter. Nach Ravensburg, bei der Abzweigung nach Friedrichshafen
bzw. Lindau machten wir unsere erste Pause, wo ich dann auch mein Rad wieder einstellte (Sattelhöhe).
Dann trennten wir uns.
Ich brauste weiter nach Lindau, wo ich erst wieder meine Hauptpause machte. In der Jugendherberge
erfuhr ich dann, dass die JH-Lindau voll belegt war. Dann bin ich halt den Fahrplan einhaltend,
weiter nach Bregenz (A) gefahren, wo die nächste Jugendherberge war. Schnell gefunden und angemeldet
stellte ich dort meine Sachen ab, um noch in einer Bank, wo keine Spesen abgezogen wurden, Schilling
einzutauschen.
Die Stadt selbst war ansonsten recht hübsch, wenn man von den Touristen absah, die hier durchfuhren
oder Pause machten. Wieder oben in der JH machte ich mit einem österreichischen Ehepaar Bekanntschaft
(um die 25-30 Jahre), die hier eine Jugendgruppe aus lauter Mädchen bestehend, betreuten. Sie wollten
alle, wie ich soeben erfuhr, ins Kino gehen und hatten auch mit dem Herbergsvater geklärt, dass Sie
später nach Hause kommen konnten. Die Gruppe, ein weiteres Mädchen aus Salzburg und ich halt machten
uns dann auf den Weg. Für ganze 40 Schilling (bei 1:7 = 5,71 DM) sahen wir uns von 007 James Bond
"Octopussy" an. Als wir nach Hause kamen, sahen wir uns alle noch das Feuerwerk an. Nebenbei kämpfte
ich noch mit Felix II, einer netten Katze, die genau so war, wie Oskar zuhause. Die anschließende
Nacht war sehr erholsam.
N A C H T - gef. Km 90 - Zeit: 6h 30min
3. Tag - Mittwoch, 10.08.
Heute bin ich nach einer recht muffigen Nacht schon um 6.00 Uhr aufgestanden und habe in aller Ruhe
meine Sachen zusammengepackt. Um 6.30 Uhr war ich so ziemlich der erste beim Frühstück, das ganz im
Durchschnitt war. Als Einzelreisender durfte ich dem Abwasch fernbleiben und konnte so schon bald mein
Rad aufpacken. Dann begleitete ich noch die nette Salzburgerin bis zum Bahnhof und fuhr dann Richtung
Vorarlberg weiter
Kurz vor dem Fürstentum Liechtenstein machte ich noch eine ausgedehnte Pause, wobei ich auch ein
bisschen meinen Bericht schreiben wollte, es aber leider zu tröpfeln anfing. Alles zusammengepackt bin
ich dann in der Regenjacke weiter gefahren. Wieder wurde ich anstandslos durch den Zoll gelassen. Man
merkte den Unterschied eigentlich nur an den weißen Mittel- und den gelben Seitenstreifen oder an den
vorbeirasenden FL-Nummern. Die JH war schnell gefunden und ich konnte auch wieder meine Sachen abstellen.
Ab 11.00 Uhr war ich dann in der Stadt und habe mich umgesehen. Ich muss sagen, die Stadt war voll fuer
den Tourismus zugeschnitten. Enge Gassen, kleine Läden, viele Leute und - vor allem - hohe Preise
gaben dieser Hauptstadt von Liechtenstein ihren eigenen Charakter.
Dann war ich noch mit dem Rad oben auf der Burg, dem Wohnsitz des Fürsten (daher auch keine Besichtigung).
Nach einer rasanten Abfahrt habe ich mir noch etwas zu Essen gekauft und es mir am Rhein gemütlich
gemacht. Nach dem obligatorischen Kanalbau im Kiesbett habe ich etwa eine halbe Stunde gedöst.
Bei der Anmeldung in der JH habe ich zwei Jungen kennen gelernt, die am nächsten Tag auch nach Konstanz
wollten. Das nette war, sie kamen wie ich von Bregenz. Noch mal in Vaduz, um zu Hause anzurufen, kam
ich dann in das österreichische Schulfernsehen, da ich gerade im Weg stand und die beiden mich über
Liechtenstein und den Tourismus interviewten. Mal sehen, ob ich mich mal im TV sehe!
Die JH war innen Prima ausgestattet. Abends habe ich dann noch gegen einen der beiden Jungen 4-Gewinnt
gespielt (Überlegen gewonnen). Der andere hat dann im Zimmer noch herrlich Gitarre gespielt. Eine ruhige ...
N A C H T - gef. Km: 50 - Zeit: 3h 40min
4. Tag - 11.08.
Als ich morgens um 4.00 Uhr zum ersten mal aufwachte und aufs Klo ging, hörte ich wie es draußen
rauschte. Na ja, und wieder ins Bett. Am Morgen beim Frühstück hat es dann nicht mehr geregnet. Beim
Frühstück stellte sich dann heraus, dass wir sogar zu fünft Richtung Konstanz fahren wollten. Nun,
gerade aufgepackt, fing es aus heiterem Himmel (bzw. Wolken) an zu regnen. Ich zog also meinen Regenschutz
an und los ging's.
Nach ein paar Kilometern waren wir schon total nass, und aus den Schuhen lief das Wassers schon in Strömen.
Auch stellte sich heraus, dass die beiden neuen nicht sehr schnell waren und hinterher fuhren. Sie wollten
dann selbst, dass wir alleine weiter fuhren. Dann, irgendwo bei St. Magretshausen, machten wir drei
noch eine Pause und ließen uns etwas abtropfen. Dort holten uns auch die anderen beiden wieder ein.
Die vier machten dann aus, nur bis Bregenz (der Regen!) zu fahren, uns so kam es, dass ich bald wieder
alleine war.
Diese Zeit war am schlimmsten, denn es goss jetzt aus allen Rohren, und ich war schon schier am verzweifeln.
Bei Arbon etwa hörte es dann endlich auf zu regnen. Ich fuhr weiter, und als die ersten Sonnenstrahlen
hervorkamen, machte ich erst einmal Pause. Ich zog mich um und aß etwas. Der Rest des Weges bis Kreuzlingen
war ereignislos, dafür aber trocken. Wieder war ich aber zu früh in der JH und fuhr so erst einmal
weiter nach Konstanz, etwas billiger einzukaufen. Zurück in der JH machte ich Bekanntschaft mit zwei
verschiedenen Gruppen. Kennen 'taten' wir uns nicht, aber um so lustiger war es. Erst kochten wir zu
viert etwas und dann setzten sich noch zwei (j-m) zu uns, die wie die anderen drei nach Bregenz wollten.
Nach einem Bad im Bodensee gingen wir zusammen zum Kakao trinken. Wegen eines herannahenden Gewitters
mussten wir dann zurück zur JH. Im Aufenthaltsraum sprachen wir noch etwas miteinander. Dann gingen
wir zu Bett, während es draußen heftig zu regnen anfing.
N A C H T - gef. Km: 95 - Zeit: 5h 30min
5. Tag - Freitag, der 12.08.
Beim Frühstück suchte ich die drei Mädchen, von denen ich wusste, dass sie auch Mainau und
Reichenau ansehen wollten. Ich fand sie aber nicht, und so fuhr ich, erst einmal meine Jacke vergessend,
los. Über die Grenze durch Konstanz hindurch nach Mainau. Am Eingang traf ich zwei andere aus der
Jugendherberge, mit welchen ich dann zusammen auch die Insel Reichenau besuchte. Dort trennten wir
uns und nach einer Runde um die Insel besuchte ich ein nahegelegenes Seebad, wo ich meine Sachen
etwas umordnete. Nach einem erfrischenden Bad im See ging es weiter.
Am Bodensee entlang, durch Radolfzell ging es dann nach Stein am Rhein. Es war eine sehr enge, alte Stadt,
die unter der Burg Hohenklingen lag. Die JH war wieder schnell gefunden, und ich machte mich noch mal
auf den Weg in die Stadt. Nach der Anmeldung spielte ich mit zwei Mädchen aus Friedrichshafen (sie
kamen wie ich aus Kreuzlingen) Tischtennis. So um 18.00 Uhr gingen wir noch auf die Burg. Querfeldein
durch Weingärten ging es hoch. Endlich angekommen, entdeckten wir, dass die Burg noch bewohnt war.
Auch Gaststuben gab es. Ganz oben auf dem Turm hatte man einen herrlichen Blick ueber die Stadt und
dessen Umgebung. Der Weg runter war etwas besser. Ein angezeigter Weg führte direkt in die Stadt.
Nach etwa 1500 Stufen waren wir wieder am Ausgangsort. Im Aufenthaltsraum sprachen wir noch mit einem
Amerikaner, der schon seit Mai in Europa herumreiste. Per Autostopp! Dann saßen wir noch etwas zusammen
und studierten Landkarten. Dann gingen sie ins Bett, was ich nach einer erholsamen Dusche auch tat.
Die Zimmernachbarn waren recht nett und wir unterhielten uns noch etwas.
N A C H T - gef. Km: 70 - Zeit: 3h 20min
6. Tag - 13.08.
Nach einem
recht lustigem Frühstück (ich saß neben den beiden Mädchen - und hatte Glück, weil ich nicht
in der Mittelreihe saß, denn die mussten abwaschen) machten wir uns zu dritt auf den Weg. Durch
die Stadt übernahm ich erst die Führung, während sie außerhalb voraus fuhren. Bei der Suche
nach dem Uferweg kamen wir an einen Hof wo ein paar scharfe Hunde waren, was auch mein Hund, äh
Schuh, der außen am Gepäck baumelte, zu spüren bekam. Wieder zurück, und durch die Grenze ging
es weiter. Immer wieder versuchten wir den Uferweg zu finden, mussten aber jedes Mal auf die Strasse
zurück. Bei einem dieser Versuche riss dann mein 5er-Schaltzug. Von da an musste ich auf der
Strasse bleiben. Bei Gainenhofen trennten wir uns dann für immer, denn sie wollten mit dem
Schiff nach Reichenau.
In Radolfzell kaufte ich mir einen neuen Schaltzug, den ich aber nicht einbauen konnte, weil der
alte Zug nicht heraus ging. Also musste ich mit zwei Gängen weiter fahren. In Stockach angekommen
war ich auch bald bei Nickel (Onkel und Tante). Nach der Begrüßung durch Familie und Hund bekam
ich etwas warmes zu essen. Dann musste ich halt erzählen .
Danach hat mich Roland (Cousin) mit dem Auto herum gefahren. Erst waren wir im "Fastnachtsmuseum",
einem Sammelpunkt der Fasenachtsgeschichte. Es war außerhalb in einem hübschen Schloss untergebracht.
Daraufhin waren wir dann noch an der Achquelle, wo gerade ein Taucher sein Glück versuchte.
Wieder zurück, konnte ich mein Rad endlich reparieren, weil Onkel Horst den "Nippel" raus gemacht
hat. Nach einer Probefahrt konnte ich wieder vollauf zufrieden sein. Abends gab es dann noch eine
kleine Fete. Mit den beiden Nachbarsfamilien gab es geräucherten Fisch, Wein und allerlei Zutaten.
Um 11.00 Uhr habe ich mich verabschiedet und bin ins Bett gegangen.
N A C H T - gef. Km: 50 - Zeit: 3h 10min
7. Tag - Sonntag, der 15.08.
Heute bin ich erst gegen 9.00 Uhr aufgestanden, weil ich von dem Abend recht erschöpft war und heute
außerdem ein Ruhetag ist. Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhr ich dann mit Onkel Horst nach
Bodmann (Bodensee) segeln. Seine kleine Jolle (8,5 m2 Segelfläche) war schnell hergerichtet und wir
konnten in See stechen. Es war eine Pleite! Bei fast totaler Flaute kamen wir kaum voran. Auf dem
Rückweg meinte er dann, dabei (Flaute) könnte man gut das Kentern üben. Fast im Hafen, ich paddelte
inzwischen vom Bug aus, hatten wir die Segel gerafft und das Schwert herausgezogen. Ein Fehler! In der
Hafeneinfahrt passierte es. Durch eine Unbedachtsamkeit von Onkel Horst kenterten wir voll durch, so
dass der Mast voll im Dreck steckte. Wir lagen natürlich in voller Montur im Wasser. Nur mit Hilfe
eines jungen Mannes, der uns den Mast heraus zog, bekamen wir das Boot frei. Als ich mich dann auf das
wieder durchgeschobene Schwert stellte, kam die Jolle wieder hoch. Voll Wasser brachten wir sie kaum
heraus. Tropfnass stand es und wir schließlich an Land, wobei die Leute uns immer wieder fragten, wie
wir bei totaler Flaute kentern konnten. Endlich war das Boot leer und verstaut. Die Segel usw. nahmen
wir zum trocknen mit nach Hause, wo ein herzhaftes Mittagessen auf uns wartete.
Nach dem Kaffee und einem Eiskaffee ging es dann ins Stockacher Freibad. Dort unterhielt ich mich kurz
mit einem einheimischen Mädchen. Nach einem netten Abendbrot verabschiedete ich mich von meinem Onkel,
da ich ihn nicht mehr sehen würde, und ging zu Bett. Dort lass ich noch etwas, bevor ich dann
einschlief.
N A C H T - gef. Km: 2 - Zeit: ??
8. Tag - 15.08.
Heute bin ich etwas früher aus dem Bett gekommen. Bevor ich jedoch zum Frühstück ging, packte ich
meine Sachen zusammen. Um 8.00 Uhr war ich dann soweit. Nach dem Frühstück richtete ich mein Rad
her. Tante Edith fotografierte mich noch zwei mal und ließ mich dann abbrausen.
Auf recht flachen Strecken ging es nach Singen, wo ich einen Blick auf die größte Ruine Deutschlands
werfen konnte. Weiter an den Rheinfall von Neuhausen, wo es echt schön war, nur der Geruch ...! Über
eine große Anhöhe dann weiter.
Bald war ich wieder am Zoll, wo auch Harry (Bruder von Roland) arbeitete. Heute überprüfte man sogar
meinen Personalausweis (lt. Nummer) ob ich vielleicht straffällig war. Als ich dann spaßeshalber
fragte, ob Harry Nickel hier arbeiten würde, machte er ein betretenes (wegen der Überprüfung?)
Gesicht. Man hatte mich aber erwartet, wie ich erfuhr. Also weiter.
Schnell hatte ich seine Wohnung gefunden. Als er mich sah, meinte er, ich hätte Glück gehabt, weil
er gerade zum Essen gehen wollte. Ich packte erst meine Sachen zu ihm hoch, zog mich um und ging mit.
In einer netten Wirtsstube gab es dann Steak. Um kurz vor 2.00 Uhr fuhren wir nach einem Kurzaufenthalt
ins Freibad. Es war recht nett, und wir probierten, ob er auf meinen Schultern stehen konnte. Es
klappte. Auch Minigolf haben wir gespielt. Nach ein paar Blicken auf hübsche Mädchen sind wir wieder
nach Hause. Während er nach der Dusche etwas aß, duschte auch ich. Dann ging's wieder los. Nach
einem schönen Blick von der Küssaburg versuchten wir eine offene Disco oder so etwas zu entdecken.
Im eigenen Ort fanden wir dann etwas. Eine Bar mit selbst wählbarer Musik. Bei ein paar Pils unterhielten
wir uns über interessante Dinge. Nach verschiedenen Computerspielen gingen wir dann nach Hause.
N A C H T - gef. Km: 66 - Zeit: 3 h
9. Tag - 16.08.
Wir sind an diesem Morgen ziemlich gleichzeitig aufgewacht. Dann bereitete er ein herzhaftes
Frühstück. Spiegelei mit Brot und Kaffee, und hinterher Marmeladebrot mit Milch. Nach dem
Zusammenpacken bin ich dann auch hier wieder los.
Durch Waldshut hindurch, und dann immer gerade aus am Rhein entlang. Nach nur ein paar ganz kurzen
Pinkel- und Esspausen bin ich schließlich wieder in der Schweiz gelandet, worauf ich auch sofort in
Basel war.
Jetzt wurde es wieder etwas schwierig. Ich wusste nur, dass ich über den Rhein musste. Aber was
dann? Glücklicherweise fand ich eine Karte, an der ich mich etwas orientieren konnte. Dann war es
auch nicht mehr so schwer. Immer am Rhein entlang habe ich die Baseler JH auch wieder gefunden.
Erst habe ich mich etwas orientiert und dann meine Sachen abgestellt.
Auf einer Karte habe ich dann das Freibad gesucht, und bin hingefahren. Ich habe es eigentlich
leicht gefunden. Sie hatten ein großes Schwimmbecken mit zwei Sprungbrettern und nebenan zwei
Wasserrutschen (10*3 SFr). Bin aber nur 5* gerutscht und habe den Rest der Karte einem Mädchen
geschenkt, dass hier wohnte. Als ich vor einer Schauer flüchten musste, habe ich das wichtigste
gefunden. Ein Sportbecken an dem ein Sprungbecken angeschlossen war. Da gab es einen Turm mit 1 und
3 Meter Brettern und einen zweiten mit 5, 7,5 und 10 Meter Brettern. Vom 5er machte ich mal einen
Hecht, während ich vom 10er gerade runter sprang. Vor der nächsten Schauer fuhr ich zurück. Nach
der Anmeldung unterhielt ich mich mit zwei 20-jährigen Mädchen (sahen aus wie 17 und 19), die am
nächsten Tag den selben Weg hatten. Nach einer erholsamen Dusche war ich dann noch in der Stadt,
wo ich in einem Musikladen ein Hackbrett fand, das leider total verstimmt war. Wieder zurück ging
ich zu Bett.
N A C H T - gef. Km: 76 - Zeit: 4h 30min
10. Tag - Mittwoch, der 17.08.
Heute war ich viel zu früh wach, und so stand ich auf und schrieb im Aufenthaltsraum meinen Bericht.
Nach dem Frühstück packte ich alles zusammen und machte das Rad fertig. Mit den beiden Mädchen
fuhr ich los. Beim ersten Anlauf kamen wir am Zoo heraus. Falsch! Zurück in der Stadt wurden wir
uns dann nicht einig. Wir trennten uns also und ich fuhr doch wieder alleine. Fünf Minuten später
war ich auf dem richtigen Weg durch den französischen Zoll.
Ein recht einsamer Weg war das. Bis Fessenheim ging es noch, denn bis dort war es wenigstens geteert.
Aber dann! 25 Kilometer lang auf einer Betonpiste (Betonteil 7,5 Meter lang entspricht ca. 3300
Stück), wobei man bei jeder Naht meinte über eine Bahngleise zu fahren. Insgesamt kamen mir nicht
mehr als 50 P- und LKWs vor die Linse. Ohne Essen und Trinken (ich weiß, da bin ich selber Schuld)
60 km in glühender Hitze. Endlich im deutschen Breisach machte ich schön Mittag. Dann bin ich hoch
in die JH (wie üblich auf einem Berg). Dort angekommen konnte ich meine Sachen abstellen und bin
(wie üblich) ins Freibad gegangen.
Dort hatten sie auch einen 5-Meter-Turm. Wieder in der JH freundete ich mich mit zwei Schopfheimern
an, von denen ich erfuhr, dass die beiden Mädchen auch angekommen waren. Nach der Anmeldung, und der
schwierigen Zimmersuche (man musste durch den Waschraum hindurch gehen) machten wir uns zu dritt auf
den Weg in die Stadt. Nach einer Besichtigung gingen wir dann essen. Maultaschen in drei Varianten.
Wieder in der JH war es dann noch mit ein paar anderen Mädchen recht lustig. Im Zimmer haben wir
dann zu viert Skat gespielt (nachdem man bei mir einige Kenntnisse wieder aufgefrischt hatte). Bis
um halb zwölf ging es und als wir im Bett waren haben wir noch bis halb eins miteinander geredet.
N A C H T - gef. Km: 66 - Zeit: 4h 10min
11. Tag - Donnerstag, 18.08.
Ich war wie üblich als erster Wach und bin aufgestanden. Am Tisch schrieb ich dann wieder meinen
Bericht. Beim Frühstück war ich der erste, und nachdem ich ein paar Teller abgetrocknet hatte,
konnte ich nach meiner Verabschiedung von den Kerlen wieder losfahren.
Nach einem letzten Blick zurück ging es um den Kaiserstuhl herum nach Freiburg. Ein Lob für
Freiburg. Erstens gab es voll ausgebaute Fahrradwege, und zweitens wurde gerade eine vorzügliche
Straßenbahntrasse angelegt. Aus Freiburg heraus war man schon im Schwarzwald. Bei der nächsten
Gelegenheit machte ich mal Frühstückspause, während auf der Gegenfahrbahn ein Stau entstand.
Weiter das Höllental entlang, ging es ja noch. Nicht zu steil und nicht zu warm. Doch dann! Bei
der Endsteigung ging es insgesamt noch mal 100 Meter nach oben. Aber ich musste nicht absteigen.
Oben keuchte ich dann halt, hatte aber einen schönen Blick zurück.
Über mehr oder weniger große Steigungen ging es dann weiter nach Schluchsee. Schöne Schei...!
Dort wurde gerade gebaut. Dann bin ich halt weiter nach Plan, und da stand Seebruck. Dort war,
Gott sei Dank, offen. Ich stellte meine Sachen rein und ging baden.
Bei der Anmeldung lernte ich dann ein belgisches Mädchen kennen, der ich dann bei der Anmeldung
und dergleichen half. Mit viel Mühe kam eine Konversation zustande. Dann sind wir zusammen zum
Stauwehr gegangen, und ich habe ihr dieses und jenes erklärt. Der Schluchsee war außerdem gerade
1,5 Meter gesenkt worden. Reparatur ... Der Rückweg war dann wieder recht lustig. Nach dem Abendessen
waren wir dann noch im See baden, obwohl es recht kalt war. Danach gingen wir (getrennt) duschen,
und saßen dann noch bis kurz vor 10.00 Uhr zusammen. nachdem wir noch drei erwachsenen Männern,
noch dazu Väter, durch das Fenster geholfen haben, weil schon zugemacht worden war, gingen wir zu
Bett.
N A C H T - gef. Km: 77 - Zeit: 6h
12. Tag - Freitag, der 19.08.
Wieder als erster Wach, stand ich auf, zog mich an und schrieb im Aufenthaltsraum meinen Bericht. Beim
Frühstück saß ich dann neben der Sylvie. Auch drei Franzosen saßen dabei und es entstand eine
Unterhaltung in französischer, englischer und deutscher Sprache. Nach ein paar Tellern, die ich
abtrocknete, holte ich meine Sachen, den Ausweis und packte mein Rad auf. Als auch sie fertig war,
sind wir noch zusammen bis zur Kreuzung gefahren. Der Abschied fiel mir schwer, doch wir mussten uns
trennen. Während sie nach Breisach fuhr, hielt ich wieder auf den Bodensee zu.
Über Steigungen und Gefälle ging es langsam aus dem Schwarzwald heraus. Wieder durch Singen hindurch
war es dann schon etwas leichter. Bald war auch der Bodensee erreicht. Am Ufer entlang bis Überlingen
war es manchmal noch recht steil. Dieses mal brauchte ich etwas länger, um die JH zu finden.
Die "Martin-Buber-Begegnungsstätte", wie es hieß, war ein moderner Bau. Bis zur Anmeldung brauchte
ich nicht lang zu warten. Nachdem ich mein Zimmer hatte bin ich noch einkaufen gegangen. Nach einer
erfrischenden Dusche habe ich dann am offenen Fenster gegessen und dabei die ersten Kontakte geknüpft.
Eine Gruppe aus Mannheim und eine aus Berlin war gerade hier untergebracht. Sie waren allesamt recht
lustig und wir trafen uns noch in der Halle. Zu zehnt spielten wir noch Mau-Mau, wobei ein Spiel knapp
ne halbe Stunde dauerte. Als dann um 10.00 Uhr das Licht ausging, mussten wir abbrechen und auch unsere
Unterhaltung beenden. Ich ging auf das Zimmer und legte mich schlagen.
N A C H T - gef. Km: 105 - Zeit: 6h 40min
13. Tag - Samstag, der 20.08.
Wieder ziemlich früh aus dem Bett, war ich mal nur zweiter beim Frühstück. Abwaschen brauchte ich nicht,
und so konnte ich bald wieder losfahren.
Anfangs,
während der
ersten 15 Kilometer, war es recht beschwerlich, denn die Strecke jagte von einer Hügelkuppe zur anderen.
Dabei traf ich auch drei Mädchen, die unterwegs nach Überlingen ihre erste Pause machten. Ihnen
hat es mächtig imponiert, dass ich schon 950 Kilometer (zu dem Zeitpunkt) allein gefahren bin. Weiter
Richtung Ulm war es etwas leichter, dafür aber heiß. Kurz vor Mittag kaufte ich mir noch mein
Mittagessen, dass ich bei Ulm einnahm. Hier war auch die Periode, wo ich vor Hitze und Erschöpfung für heute
beinahe aufgegeben hätte. In Ulm wurde es etwas besser, nur wusste ich hier den Weg nicht.
Zwei andere Radfahrer, die wir ich vor ein paar Tagen nach Biberach wollten, hatten eine Karte,
die mir wenigstens weiter half, obwohl mein Ziel nicht angegeben war. Ich half ihnen dafür aus Ulm,
per Finger, wo der Umgehungsweg nach Biberach für Radfahrer begann.
Richtung Heidenheim fuhr ich dann aus Ulm heraus, wobei ich an einem Berg noch mal absteigen musste.
Am letzten Berg vorm "Ziel" wäre ich fast vom Rad gefallen, weil ich kaum noch die Kraft hatte, es
zu halten. Ohne es zu wissen, fuhr ich von hinten (vorne kamen wir sonst mit dem Auto von der
Autobahn zu Besuch hierher) nach Albeck herein. Endlich angekommen, wurde ich erst einmal begrüßt
und vom Hund angebellt. Nach einem reichhaltigen Kaffee mit Kuchen, wobei ich auch erzählen musste,
ging es noch ins Langenauer Freibad, wo ich mich so richtig entspannen konnte. Wieder bei den Gasteltern
spielte ich noch mit Claudia, der Tochter des Hauses und langjährige Bekannte, Tischtennis. Nach
einem netten Abendessen bin ich dann ins Bett.
N A C H T - gef. Km: 125 - Zeit: 7h
14. Tag - Sonntag, der 21.08.
Um 8.00 Uhr war ich wieder ausgeruht und wach. Es gab ein schönes Frühstück. Danach habe ich mich
über den Weg bis Leipheim erkundigt und fleißig Karten studiert.
Um 10.00 Uhr kamen dann meine Eltern, die heute eingeladen waren. Nach einem großen Hallo, mit dem
verlorenen Sohn, unterhielten wir uns bis zum Mittagessen, dass genau so reichlich ausfiel, wie vorher
das Frühstück. Nach dem Essen packte ich dann meine Sachen zusammen, und legte sie ins Auto. Ganz
ohne Gepäck, nur mit der Brotzeit, fuhr ich los zu meiner letzten Etappe.
Durch Leipheim und Günzburg hindurch, fand ich die alt bewährte Strecke, die ich nun schon zum vierten
mal benutzte. Die ganzen Kleinorte wie Grundremmingen bis Wertingen und über Gottmannshofen und
Langenreichen kannte ich ja. Irgendwo vor Wertingen hatte ich 1.111 Kilometer erreicht, und als ich
wieder zu Hause war, waren es 1.134 Kilometer.
E N D E - gef. Km 76 - Zeit: 3 h
Schlussbemerkungen:
Wetter - bis auf einen halben Tag immer Sonnenschein
Rad - bis auf einen Seilzug und einem Ventil keine Pannen
Planung - perfekt (jetzt stinkt es)
Jugendherbergen - im Durchschnitt gut, billig und vor allem nette Herbergseltern
Landschaft - anfangs flach, dann aber während dem Rest einwandfrei schön!
Leute - 1. die Einwohner durchgehend nett und freundlich, 2. andere Wanderer und Reisende waren sofort
zu Unterhaltungen und Hilfe bereit
Geld - 2 Wochen ca. 300 DM ---> 21,44 DM/Tag
Kilometer - 13 Tage mit insg. 1.134 Kilometern ---> 87,23 Km/Tag
Eindruck - nächstes Jahr sofort wieder!
Anmerkung von Heute 2.12.1983 - allein das Abschreiben dieses Berichtes machte sofort wieder Lust auf eine Radwanderung.
Im folgenden Jahr habe ich mich ja dann mit der Sylvie (Schluchsee - aus Belgien) getroffen. Diese Radwanderung
ist dann unter 1984 nachzulesen.
Stand: 02.10.2001
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